Qualitätssiegel

Alle drei Jahre wird Hof Butenschön überprüft. Ist alles in Ordnung, erhält er das Qualitätssiegel (QS), das einwandfreies Fleisch garantiert.
ku+lina
„Joggingweide“ – so nennen die Butenschöns die Wiesen, auf denen ihre Kühe im Sommer grasen. Hier ein Tier mit Ohrmarke (für die Herkunft), Halsband (Nummer zur Erkennung durch die Mitarbeiter) und Transponder am Bein (inklusive Bewegungsmelder für die Überwachung durch den PC) mit Tochter Lina Butenschön.

Das transparente Tier: Von der Geburt bis zur Theke

Die Landwirtschaft erzeugt Lebensmittel – Fleisch, Gemüse, Obst und Getreide. Wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig hat sie sich in den vergangenen hundert Jahren gewandelt. Was den Alltag eines Landwirtes bestimmt und wie sein Jahresablauf aussieht, zeigen wir ein Jahr lang am Beispiel des Milchviehbetriebes Butenschön. Der Juni ist der ruhigste Sommermonat für den Milchbauern. Es erfolgt ein zweiter Grasschnitt und die Lehrlinge nehmen ihren Resturlaub. Oder der Prüfer für das Qualitätssiegel kommt.

„Wir gehören zu den Guten“, freut sich Henrik Butenschön. Das heißt, sein Betrieb wird nur alle drei Jahre von den Kontrolleuren des Qualitätssiegels (QS) besucht. Doch das verhindert nicht, dass der Landwirt und seine Frau ein bisschen nervös sind – so wie vor einer Schulprüfung. „Wir sind uns sicher, alles richtig gemacht zu haben“, sagt Katja Butenschön. „Aber man weiß ja nie…“, schiebt sie hinterher.

„QS ist ein System zur Qualitätssicherung, das die gesamte Lebensmittelkette abdeckt“, sagt Christine Matt. Sie ist studierte Landwirtin und Angestellte der LC Landwirtschafts-Consulting GmbH mit Sitz am Grünen Kamp in Rendsburg. Das Unternehmen überprüft die Betriebe im Auftrag und nach den Kriterien des QS. Christine Matt ist Auditorin – sie schaut sich im Betrieb gründlich um und untersucht, ob alle Vorgaben eingehalten werden.

Henrik Butenschön ist zwar in erster Linie Milchbauer, aber er betreibt noch eine Bullenmast mit 125 Tieren. Auf diese Weise hat er Verwendung für die männlichen Kälber. „Das Bullenfleisch wird zum Beispiel zu Steaks und Rouladen verarbeitet“, erklärt er. Es werden auch Kühe geschlachtet – wenn sie keine Milch mehr geben oder nicht trächtig werden. Ihr Fleisch ist trockener und wird zu Döner oder Burgern verarbeitet.

Bei Butenschöns ist es immer ordentlich und sauber. Aber vor dem Besuch der Auditorin haben Familie und Angestellte noch einmal jedes Detail überprüft. Das System sieht vor, dass der Auditor unangekündigt erscheint. Da es bei einem Landwirt passieren könne, dass dieser und seine Belegschaft gerade auf dem Feld seien, darf der Besuch bis zu 48 Stunden vorher angemeldet werden, erklärt Christine Matt.

Henrik Butenschön führt die Fachfrau über den Hof. Den Anfang machen die Kälberställe. Ein wichtiges Kriterium in Sachen Tierwohl sei es, dass die Rinder „ständig frisches Wasser haben“, erklärt der Hofbesitzer. Christine Matt nickt. Es gebe auch KO-Kriterien, führt sie aus. Das heißt, erfüllt der Hof einen dieser Punkte nicht, „fällt er durch“ und muss nachbessern, um ein erneutes Audit zu bestehen.“ Ein KO-Kriterium sei zum Beispiel, „wenn im Rahmen der allgemeinen Haltungsanforderungen Kälber, die über zwei Wochen alt sind, keinen freien Zugang zu Wasser haben“, so Christine Matt. Die Butenschöns haben in diesem Punkt nichts zu befürchten, die Wasserversorgung ist in Ordnung. Kontrolliert werden auch die Papiere: Pläne über Bekämpfung der Nager, für den Notfall (wenn Strom oder Wasser ausfallen sollten) sowie Hygienepläne, in denen dokumentiert ist „wann welche Box sauber gemacht wurde – wie bei bei öffentlichen Toiletten“. Diese Schreibtischarbeit sei für einen Landwirt das Schlimmste, sagt Butenschön.

Dann geht es weiter zum Bullenstall. Dieser liegt ein wenig abseits – aus gutem Grund. Früher stand er direkt neben dem Wohnhaus und den anderen Wirtschaftsgebäuden. „Dort herrschte viel Hin und Her“, erinnert sich Henrik Butenschön. „Wagen kamen vorbei, Geräte klapperten.“ Das führte zu ständiger Unruhe unter den Bullen. Außerdem war der alte Stall dunkel. „Das war ein Loch“, sagt Tochter Lina. In dem modernen Gebäude herrschen Licht und Luft – so wie es vorgeschrieben und ein QS-Kriterium ist. Zudem hat jetzt jeder Bulle bis zu sechs Quadratmeter Platz. „Vorgeschrieben sind mindestens drei Quadratmeter“, erklärt der Landwirt.

Die „Männerwelt“ bereitet Butenschön Vergnügen und die Tiere mit dem bulligen Kopf lassen sich von ihm auch anfassen. Hörner haben sie alle nicht mehr. „Das ist Vorschrift“, sagt der Landwirt. Eine von vielen. „Hier habe ich keine kranken Tiere mehr“, betont er. Ein krankes Tier muss abgesondert und gegebenenfalls behandelt werden, erläutert Christine Matt, zum Beispiel wenn es lahme oder Schmerzen habe. Werde dieses QS-Kriterium nicht erfüllt, sei das durchaus kritisch zu sehen. Aber „Butenschöns haben rundum alles sehr gut im Griff“, bescheinigt die Prüferin. Nachdem ihre Ergebnisse von einem weiteren Prüfer gegengecheckt worden sind, hatte es der Bargstedter Betrieb rund zwei Wochen später Schwarz auf Weiß: 100 Prozent vollständig erfüllt – das heißt, Standard I – und die nächste Prüfung erst wieder in drei Jahren.Sabine Sopha

Das Qualitätssiegel

Seit 2002 beteiligt sich Hof Butenschön an dem Qualitätssiegel. „Man kann Fleisch kaum noch anders vermarkten“, erklärt der Landwirt. „Die Schlachthöfe in der Umgebung akzeptieren nur noch Rinder mit dem QS-Siegel.“ Es ginge auch ohne, sagt Christine Matt. Aber dann für weniger Geld. Woher das Rind kommt, darüber gibt die Ohrmarke Auskunft (siehe Infokasten). Es ist ein geschlossenes System, das das Tier von der Geburt bis zu seinem Ende für den Verbraucher transparent machen soll. Ein System, in dem sehr viel sehr genau vorgeschrieben ist, was für den Landwirt viel Arbeit bedeutet. Sinn des Qualtitätssiegels: Es soll genau dokumentieren, wie produziert wird. Der „Lebenslauf“ dieser Lebensmittel ist transparent – vom Landwirt bis zur Ladentheke, heißt es auf der QS-Homepage. Abgepackte Ware ist dann mit dem Siegel gekennzeichnet.

Die Ohrmarke

Aufgabe der Ohrmarke Die Marke dient der amtlichen Kennzeichnung und Registrierung von Haus- und Nutztieren. In Deutschland müssen alle Rinder, Büffel, Schweine, Ziegen und Schafe mit Ohrmarken gekennzeichnet werden.
Bei Rindern und Büffeln wird je eine (identische) Ohrmarke am rechten und linken Ohr befestigt. Seit Juli 2005 gilt dies auch für Ziegen und Schafe. Die Beschriftung der Ohrmarke wird in der Europäischen Union durch die Verordnung Nr. 2629/97 geregelt.
Auf der Vorderseite der größeren Hälfte steht die Ohrmarkennummer sowohl in Klarschrift als auch in einem Barcode. Die Nummer setzt sich zusammen aus — der Herkunft (hier DE für Deutschland) — der Kennung für das Bundesland (01 steht für Schleswig-Holstein) — und einer laufenden 8-stelligen (individuellen) Nummer.

Ganz oben auf der Marke befindet sich der Name, der Code oder das Symbol der zuständigen Behörde, die die Ohrmarke vergeben hat. Die Ohrmarken müssen aus biegsamem Kunststoffbestehen, fälschungssicher und nicht wiederverwendbar sein.
Die Angaben müssen unauslöschbar und während der gesamten Lebenszeit des Tieres gut leserlich sein. Verlorengegangene Ohrmarken müssen von den Tierhaltern unverzüglich
ersetzt werden.
ohrmarke
Die weiblichen Tiere erhalten bei den Butenschöns auch einen Namen.