Bauernhof-Besuche

Das Jahr mit den Butenschöns: Einmal im Monat berichtete die LZ von dem Bauernhof. Jetzt zieht das Landwirts-Paar Bilanz und äußert seine Wünsche für 2017.
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Butenschöns Bilanz: Es geht wieder aufwärts

Die Bargstedter sind Bauern aus Leidenschaft /Der Nachfolger steht in den Startlöchern

Landwirtschaft erzeugt Lebensmittel – Fleisch, Gemüse und Obst. Wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig hat sie sich in den vergangenen hundert Jahren gewandelt. Trotz des Einsatzes von Computer und High-Tech ist eines geblieben: die Abhängigkeit vom Wetter. Zwölf Monate lang begleitete die Landeszeitung den Milchviehbetrieb Butenschön, zeigte die Anforderungen im Jahreslauf und wie alle mit anpacken. Heute: Rück- und Ausblick.

Henrik Butenschön und seine Frau jammern nicht. „Wenn ich schon morgens mit einem schlechten Gefühl aufstehe“, sagt der Hofchef, „dann brauche ich doch gar nicht erst mit der Arbeit anzufangen.“ Das war schon im Januar sein Credo, und es hat sich nicht geändert. Schließlich will er seine Leute motivieren. Darum schaut der 44-Jährige lieber optimistisch in die Zukunft – auch wenn es nicht immer leicht fällt. Zum Beispiel im vergangenen Jahr.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon mal so schlechtes Wetter hatten“, blickt Ehefrau Katja Butenschön zurück. Vor allem schwer zu kalkulieren war es – der Wetterbericht behielt selten recht. Aber die Butenschöns bewahrten die Ruhe, häckselten bei Regenschauern unverdrossen den Mais und haben jetzt Grund zur Freude: „Die Qualität ist bombenmäßig.“

Ebenso beim Gras. „Hätten wir nur eine Woche später geerntet, wäre das anders gewesen“, erklärt Henrik Butenschön. „Das Gras melkt schlecht“, hätte es dann geheißen. „Der Energiegehalt wäre zu gering gewesen“, erklärt die Landwirts-Frau. Bei den Butenschöns beträgt der Energiewert jetzt 6,2 Megajoule, im Schleswig-Holstein im Schnitt 5,9. Das bedeutet: Sie müssen nicht so viel zufüttern, was wiederum Geld spart, da weniger zugekauft werden muss.

Den richtigen Zeitpunkt für den Schnitt zu bestimmen, ist gar nicht einfach. Es ist eine Mischung aus Erfahrung und moderner Wettervorhersage. Henrik Butenschön holt sich dafür nach wie vor von seinem Vater Tipps. „Mein Schwiegervater hat sich früher noch an anderen Dingen orientiert“, erklärt Katja Butenschön. Sein Sohn radelt dann abends zum Haus der Eltern und diskutiert mit seinem Vater die Chancen. „Seine Meinung ist viel wert.“

Wichtigste Einkommensquelle für den Hof ist nach wie vor die Milch. Im Herbst sei der Rohstoffmarkt explodiert, so das Ehepaar. „Der Markt hat sich entspannt“, freut sich Katja Butenschön. Konkret bedeutet das: Der Trinkmilchpreis ist um 15 Cent gestiegen. Das habe es noch nie gegeben, so die Butenschöns.

In den ersten Monaten des Jahres hat dem Bargstedter Betrieb sein zweites Standbein geholfen – die Bullenmast. „Das war sehr weitsichtig, dass wir den Stall gebaut haben“, sind sich Katja und Henrik Butenschön einig. Beraten wurde dieser Schritt gemeinsam, wie auch andere wichtige Entscheidungen. „Gesundheit und Gewichtszunahme der Tiere sind bestens“, freut sich das Paar. Allerdings nicht der Preis. „Aber bisher hat sich alles wieder erholt.“ Da ist er wieder – der Butenschönsche Optimismus.

Mit dem haben sie auch ihren großen Kuhstall gebaut. „Das macht ihr doch für euren Sohn“, hatten Kollegen vermutet. Sie lagen falsch. „Der war für uns“, sagen Katja und Henrik Butenschön. „Wir wollten mehr Freizeit haben.“ Die Arbeitsabläufe sind so gestaltet, dass alle alles machen können und jeder ersetzbar ist. Das funktioniert gut – und zeigt Sohn Tjark (16), dass ein Landwirt nicht nur ackern muss. Er steht als Hofnachfolger in den Startlöchern.

Für seine und ihre Zukunft wünschen sich die Butenschöns „eine beständige Politik“. Wenn das Wetter nicht kalkulierbar sei, sollten es wenigstens die Entscheidungen der Regierung sein. Denn oft hätten die Landwirte gar keine andere Möglichkeit, als nur auf die Vorgaben der Politik zu reagieren, seien die Gestaltungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Um ihre Arbeit ein bisschen transparenter zu machen, sind sie mit der Serie in der Landeszeitung an die Öffentlichkeit gegangen. Und haben bewiesen: Landwirtschaft ist Leidenschaft. Sabine Sopha

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