Familie Butenschön bewirtschaftet auf dem Bast in Bargstedt einen Milchviehbetrieb mit Bullenmast: Vater Henrik, Mutter Katja, Lina und Tjark (von links).

Familie Butenschön bewirtschaftet auf dem Bast in Bargstedt einen Milchviehbetrieb mit Bullenmast: Vater Henrik, Mutter Katja, Lina und Tjark (von links).

 

Die Landwirtschaft erzeugt Lebensmittel – Fleisch, Gemüse und Obst. Wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig hat sie sich in den vergangenen hundert Jahren gewandelt. Trotz des Einsatzes von Computer und High-Tech ist eines geblieben: die Abhängigkeit vom Wetter. Was den Alltag eines Landwirtes bestimmt und wie sein Jahresablauf aussieht, zeigen wir in den kommenden Monaten am Beispiel des Milchviehbetriebes Butenschön. Der Januar ist ein eher ruhiger Monat, in dem Büroarbeit, Tierpflege und Holz machen angesagt sind. Und in dem Zeit für eine Vorstellung des Betriebes und seiner Bewohner bleibt.

Das Land ist flach. Die Straße lang. Fast scheint es, als liege der Hof „in der Mitte von Nirgendwo“. Im Zentrum liegt er in der Tat – von Schleswig-Holstein, ungefähr einen Kilometer Luftlinie vom geografischen Mittelpunkt entfernt. Seit 1877 lebt und arbeitet hier die Familie Butenschön. In der Diele hängt ein Foto vom Hofgründer, am Tisch sitzt der jetzige Inhaber Henrik Butenschön mit Frau Katja. Und die siebente Generation steht schon bereit. „Mein Opa hatte noch alles – Kühe, Schweine und Hühner“, erinnert sich Henrik Butenschön (43). Inzwischen konzentriert sich der Betrieb auf Milchviehwirtschaft und Bullenmast. Für die Tiere wird auch das Futter angebaut – Feldbestellung und Ernte bestimmen also den Jahreslauf. „Jeder Milchviehbetrieb muss entsprechend seiner Tierzahl Futterflächen nachweisen“, klärt der Bauer auf. „Auch wenn sie nur noch selten darauf laufen“, ergänzt Ehefrau Katja. Die meisten Betriebe halten die Kühe ausschließlich im Stall. Im Bast – so der Ortsteil von Bargstedt – dürfen sie im Sommer allerdings auf die Weiden, die in der Nähe des Hofes liegen.

An diesem Nachmittag schallt dem heranfahrenden Gast ein vielstimmiges „Muh“ entgegen. Rechts von der Hofauffahrt liegt das stattliche Wohngebäude, im Hintergrund ist der offene Kälberstall erkennbar – und hörbar. „Es ist gleich Fütterungszeit“, sagt der Hofherr entschuldigend. Er selbst muss an diesem Nachmittag allerdings nicht in den Stall. Mit Hilfe von drei Lehrlingen für den Beruf des Landwirtes sowie einem Angestellten wird diese Last auf mehrere Schultern verteilt.

Wenn auch zahlreiche Arbeiten von der Jahreszeit abhängig sind, so bleiben zwei täglich wiederkehrende Tätigkeiten: das Melken und das Füttern. Morgens um 5 Uhr und nachmittags um 16 Uhr kommen die Tiere in den Melkstand. Die Milch wird dann im Tank auf fünf Grad heruntergekühlt und zwei Tage gelagert, bis sie vom Milchtrockenwerk in Neumünster abgeholt wird. Die momentane Preissituation kommentiert Henrik Butenschön ganz stoisch nach Holsteiner Art: „Schön ist es nicht, aber wir werden durchhalten.“

Im Jahr 2005, sieben Jahre nach seiner Hochzeit, hat das Ehepaar den Hof übernommen. Für den Butenschön der sechsten Generation war es keine Frage: „Ich wollte immer Landwirt werden.“ Streit mit den vier Geschwistern wegen der Hofnachfolge gab es nicht. Katja Butenschöns Eltern hatten auch einen kleinen Hof. Sie hätte gerne eine entsprechende Ausbildung gemacht, sollte jedoch „erst einmal was Vernünftiges lernen“ und wurde Bankkauffrau. Dem Hof kommen ihre Kenntnisse auch zugute: „Ich bin für die Buchhaltung zuständig.“ Allerdings hat sie dafür noch den Lehrgang „Büroagrarfachfrau“ bei den Landfrauen absolviert.

Da sie vormittags noch in ihrem Beruf arbeitet, weiß sie es zu schätzen, dass ihre Schwiegermutter mittags für den Zehn-Personen-Haushalt kocht. „Wir arbeiten als Team“, betont Henrik Butenschön, und seine Frau nickt. Der Senior und seine Frau wohnen im eigenen Haus ein Stück entfernt. „Miteinander arbeiten, getrennt leben“, das funktioniere gut. Die Kinder dürfen überall mit dabei sein. So steuert Sohn Tjark (15) auf dem Butenschönschen Grundstück bereits sicher den Trecker. „Von Tieren bis Maschinen interessiert ihn alles“, weiß sein Vater. Damit ist die Nachfolge schon so gut wie gesichert, vermutet der Vater. Tochter Lina (13) ist begeisterte Reiterin. „Die Pferde sind leider nicht mitgewachsen“, erklärt Mutter Katja augenzwinkernd. Und so gilt es, am Abend ein Pony und zwei weitere Pferde unterschiedlicher Größe in den Stall zu führen. Dann herrscht Ruhe: „Um 18 Uhr ist Feierabend“, darauf legt Henrik Butenschön Wert.

Sabine Sopha