Künftige Landwirte

Auszubildende zum Landwirt lernen jedes Jahr in einem anderen Betrieb. Auch bei Henrik Butenschön gibt es zwei neue Lehrlinge. Sie berichten, warum sie sich für diesen Beruf entschieden haben.

Ausbildung mit Familienanschluss
Zwei Lehrlinge zum Landwirt auf dem Hof von Henrik Butenschön / Jedes Jahr im Juli werden die Einsatzstellen gewechselt.

Die Landwirtschaft erzeugt Lebensmittel – Fleisch, Getreide, Gemüse und Obst. Wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig hat sie sich in den vergangenen hundert Jahren gewandelt. Trotz des Einsatzes von Computer und High-Tech ist eines geblieben: die Abhängigkeit vom Wetter. Was den Alltag eines Landwirtes bestimmt und wie sein Jahresablauf aussieht, zeigen wir zwölf Monate lang am Beispiel des Milchviehbetriebes Butenschön. Im Juli sind Grasschnitt und Getreideernte die Saisonarbeiten. Und es ist Ausbildungswechsel, das heißt, neue Auszubildende kommen auf den Hof.

Ein Mal im Jahr gibt es auf jenen Höfen, die ausbilden, neues Personal. Auch bei den Butenschöns ist gewechselt worden. Siem-Ole Block (17) und Lennart Nielsen (20) sind seit dem 16. Juli auf dem Milchviehhof in Bargstedt. Beide machen eine Ausbildung zum Landwirt. Und wie der Hoflader funktioniert, ist ihnen bereits geläufig: Schnell ist das kleine Gerät gestartet, um zu demonstrieren, wie die Kühe mit Futter versorgt werden. Eine Schaufel oder eine Mistforke nehmen die angehenden Bauern nicht mehr in die Hand. In dem großen Betrieb unterstützt eine Vielzahl von Maschinen die Menschen bei der Arbeit.

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Warum Landwirt? Die Zwei schauen sichein bisschen ratlos an. Ja – warum eigentlich? „Ich bin auf einem landwirtschaftlichen Betrieb groß geworden“, sagt Siem-Ole Block. In Hillgroven (Kreis Dithmarschen) betreibt sein Vater Ackerbau. Die Erfahrung des 17-Jährigen lautet: „Es bringt Spaß.“ Lennart Nielsen aus dem nordfriesischen Efkebüll stammt ebenfalls aus einer Landwirts-Familie. „Vor sechs Jahren wollte ich eigentlich etwas in Richtung Computer machen“, erzählt der 20-Jährige. Doch das hatte sich nach dem Informatik-Unterricht in der Schule erledigt. „Da war die Begeisterung schnell verflogen.“ Die Faszination für die Arbeit mit Tieren und Pflanzen und für die Umwelt ist geblieben. Jetzt ist der „Verkürzer“ im dritten Lehrjahr.

Als Verkürzer werden jene Auszubildenden bezeichnet, die Abitur haben und gleich im zweiten Lehrjahr einsteigen. Anfangs hätten die Mitschüler noch einen kleinen Vorsprung gehabt, gesteht Lennart Nielsen. Aber jetzt, im dritten Jahr, herrscht Gleichstand. Nach bestandener Prüfung will er noch Agrarwirtschaft studieren. Das hätte er auch gleich nach dem Abitur machen können. „Aber es schadet ja nicht, wenn du praktische Erfahrungen gesammelt hast“, bemerkt Siem-Ole Block dazu.

Und nach dem Studium? „Wenn ich nicht den Betrieb übernehme, gibt es ja noch viele andere Optionen.“ Denn „man weiß ja nicht, wie es weitergeht“, erklärt Lennart Nielsen mit Blick auf die Milchpreisentwicklung. Mit dem Studium hat er die Möglichkeit, in der Forschung, an der Uni oder auch als Berater tätig zu werden. Auch die Zukunftspläne von Siem-Ole Block sind noch nicht klar umrissen. Er hat drei Brüder und ist nicht der älteste. „Vielleicht übernehme ich den Hof, wenn die anderen nicht wollen“, überlegt er. Doch ob mit oder ohne Hofübernahme: „Für mich kam nichts anderes in Frage“, begründet er seine Berufswahl. Was er direkt nach der Prüfung macht, steht für ihn fest: „Dann gehe ich als Erntehelfer ins Ausland.“ Kanada und Australien seien dafür die beliebtesten Ziele, berichten die angehenden Landwirte. Auch die Pläne von Tim Pohlmann machen deutlich, dass es nach Ausbildungsende eine Vielzahl von Möglichkeiten gibt. Pohlmann hatte sein letztes Ausbildungsjahr auf dem Bargstedter Hof verbracht und bleibt nun für ein sogenanntes praktisches Jahr. Dafür ist er von Butenschön angestellt worden. Nach den zwölf Monaten Berufserfahrung will der staatlich geprüfte Landwirt dann die Landwirtschaftsschule besuchen, um seine Zukunftschancen zu verbessern.

Melken, füttern, streuen – für ihn sind diese Arbeiten schon zur Routine geworden. Ebenso wie der frühe Beginn des Arbeitstages um fünf Uhr. Der die jungen Männer übrigens nicht stört. Ebenso wie der jährliche Wechsel auf einen anderen Hof, damit sie möglichst vielfältige Erfahrungen sammeln können. Vielfach verbringen sie das erste Jahr noch in der Nähe des Elternhauses. Dann hören sie sich um – denn gute Betriebe sind gefragt. Außerdem geht es nicht nur um die Ausbildung, auch die Chemie muss stimmen, denn die Auszubildenden leben mit der Familie unter einem Dach – in eigenen Zimmern. So will Siem-Ole Block das dritte Ausbildungsjahr wieder in Dithmarschen verbringen – auf einem Kohlanbaubetrieb.

Sabine Sopha